Die Geschichte des MS „Nordertor“: Unterschied zwischen den Versionen
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An der Schiffbrücke im Husumer Innenhafen, gegenüber des 1989 gebauten Rathauses und auf Höhe der Einmündung Hohle Gasse liegt das Schiffsrestaurant MS Nordertor. Sie vermittelt uns ein letztes Bisschen von dem Glanz der Epoche, als Husum das Tor zur Halligwelt gewesen ist und täglich Fähren und Fahrgastschiffe von hier aus abfuhren. „Ich würde gerne mal eine Fahrt mit der Nordertor unternehmen!“. Auch diesen Ausspruch habe ich öfter gehört, der die Verbundenheit der Husumer mit ihrer Nordertor ausdrückt. | An der Schiffbrücke im Husumer Innenhafen, gegenüber des 1989 gebauten Rathauses und auf Höhe der Einmündung Hohle Gasse liegt das Schiffsrestaurant MS Nordertor. Sie vermittelt uns ein letztes Bisschen von dem Glanz der Epoche, als Husum das Tor zur Halligwelt gewesen ist und täglich Fähren und Fahrgastschiffe von hier aus abfuhren. „Ich würde gerne mal eine Fahrt mit der Nordertor unternehmen!“. Auch diesen Ausspruch habe ich öfter gehört, der die Verbundenheit der Husumer mit ihrer Nordertor ausdrückt. | ||
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Anfang des Jahre 1962 wurde die Kitzeberg von der Flensburger Personenschiffahrt GmbH&Co KG übernommen und erhielt den für Flensburg passenden Namen Nordertor, den sie seitdem nicht mehr abgelegt hat. Im November 1970 wurde die Nordertor an die KG Seetouristik in Lübeck-Travemünde verkauft und für Fahrten auf der Trave und in der Lübecker Bucht eingesetzt. 1976 wurde das Schiff dann von privater Hand erworben, in Arnis an der Schlei zu einem Restaurantschiff umgebaut und anschließend nach Wyk auf Föhr verlegt. Hier gab es jedoch Probleme mit der behördlichen Genehmigung, das Schiff als Restaurant zu betreiben. | Anfang des Jahre 1962 wurde die Kitzeberg von der Flensburger Personenschiffahrt GmbH&Co KG übernommen und erhielt den für Flensburg passenden Namen Nordertor, den sie seitdem nicht mehr abgelegt hat. Im November 1970 wurde die Nordertor an die KG Seetouristik in Lübeck-Travemünde verkauft und für Fahrten auf der Trave und in der Lübecker Bucht eingesetzt. 1976 wurde das Schiff dann von privater Hand erworben, in Arnis an der Schlei zu einem Restaurantschiff umgebaut und anschließend nach Wyk auf Föhr verlegt. Hier gab es jedoch Probleme mit der behördlichen Genehmigung, das Schiff als Restaurant zu betreiben. | ||
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Im Jahr 1978 erwarb schließlich die Sportbootvereinigung Nordsee e. V. in Husum das Schiff, um es als schwimmendes Clubheim zu betreiben. Doch die Nordertor lag zwischenzeitlich in Wyk auf Reede und war dort demoliert und geplündert worden. Das heruntergekommene Schiff wurde nach Husum verholt und von Februar bis August 1978 in über 5000 Arbeitsstunden von den Vereinsmitgliedern in Gemeinschaftsarbeit wieder flott gemacht. | Im Jahr 1978 erwarb schließlich die Sportbootvereinigung Nordsee e. V. in Husum das Schiff, um es als schwimmendes Clubheim zu betreiben. Doch die Nordertor lag zwischenzeitlich in Wyk auf Reede und war dort demoliert und geplündert worden. Das heruntergekommene Schiff wurde nach Husum verholt und von Februar bis August 1978 in über 5000 Arbeitsstunden von den Vereinsmitgliedern in Gemeinschaftsarbeit wieder flott gemacht. | ||
Im April 1983 musste die Nordertor zur Reparatur auf die Husumer Schiffswerft, denn es waren in der Außenhaut Leckstellen entdeckt worden. Ich selbst kann mich noch daran erinnern, wie merkwürdig leer für mich die Husumer Schiffbrücke damals ohne die Nordertor aussah. Auf der Werft stellte man fest, dass ein herkömmliches Ausflicken nicht mehr möglich ist, so dass das Schiff einen zusätzlichen Rumpf aus Spritzbeton bekam, für das extra auf dem Gelände der Husumer Schiffswerft ein Betonmischwerk mit Druckstation aufgebaut wurde. Doch obwohl eine unbegrenzte Haltbarkeit des Schiffsrumpfes versprochen wurde, kam die MS Nordertor nicht zur Ruhe. Im Jahr 1990 „soff das Schiff ab“, wie es im seemännischen Sprachgebrauch heißt. „Nordertor in Not“, lautete damals die Überschrift in den Husumer Nachrichten. | Im April 1983 musste die Nordertor zur Reparatur auf die Husumer Schiffswerft, denn es waren in der Außenhaut Leckstellen entdeckt worden. Ich selbst kann mich noch daran erinnern, wie merkwürdig leer für mich die Husumer Schiffbrücke damals ohne die Nordertor aussah. Auf der Werft stellte man fest, dass ein herkömmliches Ausflicken nicht mehr möglich ist, so dass das Schiff einen zusätzlichen Rumpf aus Spritzbeton bekam, für das extra auf dem Gelände der Husumer Schiffswerft ein Betonmischwerk mit Druckstation aufgebaut wurde. Doch obwohl eine unbegrenzte Haltbarkeit des Schiffsrumpfes versprochen wurde, kam die MS Nordertor nicht zur Ruhe. Im Jahr 1990 „soff das Schiff ab“, wie es im seemännischen Sprachgebrauch heißt. „Nordertor in Not“, lautete damals die Überschrift in den Husumer Nachrichten. | ||
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Version vom 4. Februar 2023, 19:46 Uhr
„Die Nordertor, das ist doch die alte Stadt Husum!“ Dieser Satz, den ich mehr als einmal einen alten Husumer habe sagen hören, war es wohl, der mein Interesse an dem Thema geweckt hat. Doch um es gleich vorweg zu nehmen: die Aussage ist falsch, es handelt sich um zwei verschiedene Schiffe.
Aber der Reihenfolge nach. Schiffe werden wie beschrieben häufig zu einem Stück Heimat. Insbesondere die Nordertor, das Schiffsrestaurant im Husumer Binnenhafen, ist ein solches Stück Heimat geworden, das gar nicht mehr aus dem Husumer Binnenhafen wegzudenken ist. Doch offenbar gab es noch ein anderes Stück Heimat, ein Schiff mit dem Namen Stadt Husum, das noch viele ältere Husumer kennen und mit dem sie schöne Erinnerungen an eine Ausflugsfahrt verbinden. Aus Erzählungen erfuhr ich von dieser maritimen Berühmtheit, der alten Stadt Husum. Ja, ganze Legenden ranken sich um dieses Schiff: Sie sei sogar im Zweiten Weltkrieg „zur Verteidigung der Inseln und Halligen“ herangezogen worden –zum Kriegsende soll sich der Kapitän mit ein paar Volkssturmmännern zur Verteidigung der Nordseeküste als letztes Aufgebot auf den Weg gemacht haben! Danach sei das Schiff für mehrere Jahre „in englische Kriegsgefangenschaft“ geraten. Sie trug den Namen unserer Stadt und war damit ein handfestes Stück Heimat, eine echte Husumerin. Mehrere Fragen taten sich auf: Handelt es sich bei der an der Schiffbrücke liegenden Nordertor tatsächlich um die MS Stadt Husum? Aber warum dann diese Namensakrobatik, woher dieser Name flensburgischen Ursprungs? (Das Nordertor ist das Wahrzeichen Flensburgs, hat aber mit Husum herzlich wenig zu tun). Und falls nicht, was war denn aus diesem mysteriösem Schiff geworden, dass so liebevoll „die alte Stadt Husum“ genannt wurde? Fragen, denen ich nachgehen musste…
An der Schiffbrücke im Husumer Innenhafen, gegenüber des 1989 gebauten Rathauses und auf Höhe der Einmündung Hohle Gasse liegt das Schiffsrestaurant MS Nordertor. Sie vermittelt uns ein letztes Bisschen von dem Glanz der Epoche, als Husum das Tor zur Halligwelt gewesen ist und täglich Fähren und Fahrgastschiffe von hier aus abfuhren. „Ich würde gerne mal eine Fahrt mit der Nordertor unternehmen!“. Auch diesen Ausspruch habe ich öfter gehört, der die Verbundenheit der Husumer mit ihrer Nordertor ausdrückt.
Die 27m lang und 7m breite MS Nordertor ist im Jahre 1936 im Auftrag der Kieler Hafenrundfahrt-AG auf der Friedrich-Krupp-Germania Werft in Kiel gebaut worden und erhielt den für Kiel passenden Namen Kitzeberg. Sie wurde am 11. April 1936 in Dienst gestellt, unmittelbar vor den Olympischen Segelwettbewerben, wo sie als schwimmende Tribüne verwendet wurde. Anschließend wurde das Schiff in Kiel für Hafenrundfahrten eingesetzt und galt lange Zeit als schnellstes und wohl auch schönstes Schiff der Flotte. Im Zweiten Weltkrieg wurde die MS Kitzeberg durch Bomben beschädigt und repariert, dann aber wäre sie beinahe als Reparationsgut an Großbritannien gefallen, wenn die Engländer nicht freiwillig darauf verzichtet hätten, da das Schiff auf der Kieler Förde unabkömmlich war – es wurde für den täglichen Werktätigentransport gebraucht, denn in der Nachkriegszeit wurde die Kitzeberg von der Kieler Verkehrs-AG übernommen und im öffentlichen Personennahverkehr auf der Kieler Förde eingesetzt, u. a. auf der Linie von Friedrichsort zum Ostseebad Laboe. Aber auch kleinere Küstenfahrten auf der Ostsee führte sie durch. Das Schiff war im Kieler Hafenbereich für 433 Personen, im Küstenbereich innerhalb der Drei-Meilen-Zone für 326 Personen und auf der Ostsee für 253 Personen zugelassen. In dieser Zeit ist das Schiff auch mehrfach verlängert worden.
Anfang des Jahre 1962 wurde die Kitzeberg von der Flensburger Personenschiffahrt GmbH&Co KG übernommen und erhielt den für Flensburg passenden Namen Nordertor, den sie seitdem nicht mehr abgelegt hat. Im November 1970 wurde die Nordertor an die KG Seetouristik in Lübeck-Travemünde verkauft und für Fahrten auf der Trave und in der Lübecker Bucht eingesetzt. 1976 wurde das Schiff dann von privater Hand erworben, in Arnis an der Schlei zu einem Restaurantschiff umgebaut und anschließend nach Wyk auf Föhr verlegt. Hier gab es jedoch Probleme mit der behördlichen Genehmigung, das Schiff als Restaurant zu betreiben.
Im Jahr 1978 erwarb schließlich die Sportbootvereinigung Nordsee e. V. in Husum das Schiff, um es als schwimmendes Clubheim zu betreiben. Doch die Nordertor lag zwischenzeitlich in Wyk auf Reede und war dort demoliert und geplündert worden. Das heruntergekommene Schiff wurde nach Husum verholt und von Februar bis August 1978 in über 5000 Arbeitsstunden von den Vereinsmitgliedern in Gemeinschaftsarbeit wieder flott gemacht. Im April 1983 musste die Nordertor zur Reparatur auf die Husumer Schiffswerft, denn es waren in der Außenhaut Leckstellen entdeckt worden. Ich selbst kann mich noch daran erinnern, wie merkwürdig leer für mich die Husumer Schiffbrücke damals ohne die Nordertor aussah. Auf der Werft stellte man fest, dass ein herkömmliches Ausflicken nicht mehr möglich ist, so dass das Schiff einen zusätzlichen Rumpf aus Spritzbeton bekam, für das extra auf dem Gelände der Husumer Schiffswerft ein Betonmischwerk mit Druckstation aufgebaut wurde. Doch obwohl eine unbegrenzte Haltbarkeit des Schiffsrumpfes versprochen wurde, kam die MS Nordertor nicht zur Ruhe. Im Jahr 1990 „soff das Schiff ab“, wie es im seemännischen Sprachgebrauch heißt. „Nordertor in Not“, lautete damals die Überschrift in den Husumer Nachrichten.
Die Sportbootvereinigung entschied sich zur Aufgabe ihres schwimmenden Clubheims, eine Reparatur wäre zu teuer gewesen. Doch jetzt schaltete sich die Husumer Bevölkerung ein, die „ihre Nordertor“ retten wollte. Zahlreiche Aufrufe zur Erhaltung des Schiffes erschienen in der Zeitung. Schließlich erklärte sich die Werbegemeinschaft der Stadt bereit, die Reparatur in Höhe von 30.000 DM zu übernehmen, um die Nordertor als schwimmendes Denkmal und Touristenattraktion für Husum zu erhalten.
Spätestens jetzt war die Nordertor zu einer echten Husumerin, ja zu einem Stück Heimat geworden.
Nach langem Hin und Her wurde dann Ende der 90er Jahre nach einer Grundsanierung die behördlichen Genehmigung erteilt, die MS Nordertor als Café und Restaurantschiff mitten in der Stadt zu betreiben.
Es kann jetzt davon ausgegangen werden, dass die Nordertor nach ihrer langen und bewegten Geschichte in Husum ihre dauerhafte Bleibe gefunden hat. Möge sie noch vielen Besuchern der Stormstadt gemütliche Stunden an Bord bei gepflegter Gastronomie bescheren!
Eine Fahrt mit der Nordertor wird aber ein Wunsch bleiben müssen, denn das Schiff ist seit der Aushärtung mit Beton in den 80er Jahren fahruntüchtig, weil der Schiffsmotor entfernt wurde Sie könnte allenfalls im Schlepptau, aber nicht mehr aus eigener Kraft fahren. Wer den Wunsch einer Fahrt mit der Nordertor hat, der sei nach Kiel verwiesen. Hier fährt ein beinahe baugleiches Schwesterschiff, die MS Stadt Kiel und bietet als Museumsschiff Fahrten auf der Kieler Förde an.