Die Husumer Fahrgastschifffahrt heute: Unterschied zwischen den Versionen
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Eine Husumer Fahrgastschifffahrt gibt es heute praktisch nicht mehr. Seit dem Jahr 2009 finden keine sporadischen Halligfahrten mehr statt, nachdem die Reederei NPDG auch dieses Fahrtenangebot eingestellt hat und ihre MS Nordfriesland nur noch für Ausflugsfahrten von Pellworm aus einsetzt. 2010 ist die Hallig und Inselreederei Sven Paulsen ist kurzer Hand eingesprungen, und bietet, allerdings nur sehr wenige Male im Jahr, Fahrten mit Seetierfang in die Husumer Bucht mit ihrem großen Fahrgastschiff MS Adler V an. Hierbei geht es aber weniger darum, ein Fahrtenangebot von Husum aus zu erhalten: Die MS Adler V bietet zunächst für die Nordstrander Kurgäste eine rund zweistündige Fahrt von Strucklahnungshörn durch die Halligwelt in die Storm-Stad an. Die Gäste haben nun Zeit für einen Einkaufs- und Stadtbummel. Während des Aufenthalts in Husum führt die MS Adler V die Kurzfahrt in See quasi als „Überbrückung“ an, zur Verkürzung der Liegezeit an. (denn ökonomisch betrachtet verdient ein Schiff ja nur dann Geld, wenn es fährt und nicht wenn es im Hafen liegen bleibt...) Die Grundidee ist hierbei also, Husum als Fahrtziel anzulaufen und weniger die Stadt als Abfahrtshafen zu nutzen. | |||
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Sehr beliebt sind seit einigen Jahren auch die sogenannten Biikefahrten von Husum aus. Diese werden ebenfalls mit der MS ''Adler V'' von der Reederei Adler-Schiffe jährlich am 21. Februar durchgeführt. Hier findet das traditionelle Biikebrennen statt: Ein friesischer Brauch zur Vertreibung des Winters. Zahlreiche Großfeuer bilden dann von See aus einen fantastischen Anblick. | |||
Auch bietet die o. g. Reederei Paulsen („Adler-Schiffe“) mit ihrem großen MS ''Koi'' manchmal auch Eventfahrten von Husum aus an, z. B. im August 2014 eine Abendfahrt mit Tanz zu den Hafentagen. | |||
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Dann bietet seit einigen Jahren noch der Verein Ronja e. V. mit seinem historischen Fischever ''Ronja'' sporadische Fahrten durchs Wattenmeer. Und zu den Seehundsbänken von Husum aus an. Liegeplatz und Abfahrtsstelle der Ronja ist hierbei der Husumer Binnenhafen und nicht wie sonst üblich der Husumer Außenhafen gegenüber dem Schiffsmaklerbüro Wilhelm E.F. Schmid. | |||
Doch das war es dann auch schon mit dem einst so großen Fahrtenangebot ab Husum. Wer in Husum nach Fähren, Hafendampfern oder Fahrgastschiffen Ausschau hält, ist enttäuscht. | |||
Wie kommt es, das aus dem ehemaligen Tor zur Halligwelt, der einstmals so regen Fahrgastschifffahrt von Husum aus so wenig übrig geblieben ist? | |||
Der Hauptgrund liegt sicherlich in der ungünstigen Lage Husums am Heverstrom im Süden Nordfrieslands. Mittlerweile gibt es an Nordfrieslands Küste andere kleine Häfen in günstigerer Lage, die die Versorgungsfunktion der Halligen und Inseln übernommen haben, die früher der Husumer Hafen innehatte: Der Norderhafen in Nordstrand-Strucklahnungshörn ist gewissermaßen zum vorgelagerten Außenhafen Husums geworden: Von hier aus fahren die Fähren zur Nordseeinsel Pellworm, die Überfahrt dauert nur etwa 30-40 Minuten, im Vergleich zu den 2-3 Stunden von Husum aus. | |||
Auch die Halligen sind von Nordstrand aus viel schneller zu erreichen: Der Hafen Nordstrand verkürzt die Überfahrt zu den Halligen Hooge oder Gröde mit einem konventionellen Schiff gegenüber der Fahrt von Husum aus um 3 bis 4 Stunden – da kann der Husumer Hafen nicht mithalten! Denn es ist ja nicht nur die Zeitersparnis (für einen durchschnittlichen Touristen ist die Fahrt mit einem kleinen Halligboot nach ein paar Stunden einfach nicht mehr interessant…), sondern auch die Treibstoffersparnis, die sich im günstigeren Fahrpreis wiederspiegelt. Von Nordstrand aus ist die schon erwähnte Hallig- und Inselreederei Sven Paulsen aktiv, die im Jahr 1950 von Kurt Paulsen mit einem kleinen Halligboot MS ''Adler'' gegründet wurde. Diese Reederei hat de facto von Nordstrand aus das Erbe der MS ''Stadt Husum'' angetreten, also die Nachfolge der traditionsreichen Husumer Motorschifffahrt. | |||
Noch näher an den Halligen liegt der kleine Versorgungshafen Schlüttsiel, der ungefähr einer Autostunde nördlich von Husum liegt. Von hier aus fährt täglich eine Autofähre der WDR zu den Halligen Hooge, Langeneß und zur Insel Amrum. Doch auch kleinere Reedereien bieten von hier aus ein umfassendes Fahrtenangebot an: Fahrten zu den Halligen Gröde oder Oland, Fahrten zu den Seehundsbänken mit Seetierfang, Abendfahrten in die Halligwelt, Exkursionsfahrten mit Wattwanderungen zur kleinen Hallig Norderoog oder zur Sandinsel Japsand. | |||
Schließlich sei noch die Hafenmole von Dagebüll (ca. 10 Kilometer nördlich von Schlüttsiel) erwähnt, von wo aus die großen WDR-Fähren zu den Inseln Föhr und Amrum abfahren. | |||
Der Vorteil dieser drei Nordfriesischen Häfen liegt auch darin, dass es sich um tideunabhängige Häfen handelt. Die Fähren und Ausflugsschiffe können unabhängig von Ebbe und Flut und somit zu festen Zeiten an- und abfahren - ein Riesenvorteil gegenüber dem tideabhängigen Husumer Hafen, der bei Niedrigwasser gar nicht oder allenfalls von ganz kleinen Halligbooten mit weniger als einem Meter Tiefgang angelaufen werden könnten. „Der Husumer Hafen wäre längst von Weltverkehr, wenn er nur ein bisschen nasser wär“ – sagte schon der ehemalige Husumer Bürgermeister Emanuel Gurlitt. |
Aktuelle Version vom 5. Februar 2023, 09:25 Uhr
Hauptseite | MS „Nordertor“ | Halligfahrten | Nordstrand | Pellworm | Amrum |
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Die Husumer Fahrgastschifffahrt heute
Eine Husumer Fahrgastschifffahrt gibt es heute praktisch nicht mehr. Seit dem Jahr 2009 finden keine sporadischen Halligfahrten mehr statt, nachdem die Reederei NPDG auch dieses Fahrtenangebot eingestellt hat und ihre MS Nordfriesland nur noch für Ausflugsfahrten von Pellworm aus einsetzt. 2010 ist die Hallig und Inselreederei Sven Paulsen ist kurzer Hand eingesprungen, und bietet, allerdings nur sehr wenige Male im Jahr, Fahrten mit Seetierfang in die Husumer Bucht mit ihrem großen Fahrgastschiff MS Adler V an. Hierbei geht es aber weniger darum, ein Fahrtenangebot von Husum aus zu erhalten: Die MS Adler V bietet zunächst für die Nordstrander Kurgäste eine rund zweistündige Fahrt von Strucklahnungshörn durch die Halligwelt in die Storm-Stad an. Die Gäste haben nun Zeit für einen Einkaufs- und Stadtbummel. Während des Aufenthalts in Husum führt die MS Adler V die Kurzfahrt in See quasi als „Überbrückung“ an, zur Verkürzung der Liegezeit an. (denn ökonomisch betrachtet verdient ein Schiff ja nur dann Geld, wenn es fährt und nicht wenn es im Hafen liegen bleibt...) Die Grundidee ist hierbei also, Husum als Fahrtziel anzulaufen und weniger die Stadt als Abfahrtshafen zu nutzen.
Sehr beliebt sind seit einigen Jahren auch die sogenannten Biikefahrten von Husum aus. Diese werden ebenfalls mit der MS Adler V von der Reederei Adler-Schiffe jährlich am 21. Februar durchgeführt. Hier findet das traditionelle Biikebrennen statt: Ein friesischer Brauch zur Vertreibung des Winters. Zahlreiche Großfeuer bilden dann von See aus einen fantastischen Anblick.
Auch bietet die o. g. Reederei Paulsen („Adler-Schiffe“) mit ihrem großen MS Koi manchmal auch Eventfahrten von Husum aus an, z. B. im August 2014 eine Abendfahrt mit Tanz zu den Hafentagen.
Dann bietet seit einigen Jahren noch der Verein Ronja e. V. mit seinem historischen Fischever Ronja sporadische Fahrten durchs Wattenmeer. Und zu den Seehundsbänken von Husum aus an. Liegeplatz und Abfahrtsstelle der Ronja ist hierbei der Husumer Binnenhafen und nicht wie sonst üblich der Husumer Außenhafen gegenüber dem Schiffsmaklerbüro Wilhelm E.F. Schmid.
Doch das war es dann auch schon mit dem einst so großen Fahrtenangebot ab Husum. Wer in Husum nach Fähren, Hafendampfern oder Fahrgastschiffen Ausschau hält, ist enttäuscht.
Wie kommt es, das aus dem ehemaligen Tor zur Halligwelt, der einstmals so regen Fahrgastschifffahrt von Husum aus so wenig übrig geblieben ist?
Der Hauptgrund liegt sicherlich in der ungünstigen Lage Husums am Heverstrom im Süden Nordfrieslands. Mittlerweile gibt es an Nordfrieslands Küste andere kleine Häfen in günstigerer Lage, die die Versorgungsfunktion der Halligen und Inseln übernommen haben, die früher der Husumer Hafen innehatte: Der Norderhafen in Nordstrand-Strucklahnungshörn ist gewissermaßen zum vorgelagerten Außenhafen Husums geworden: Von hier aus fahren die Fähren zur Nordseeinsel Pellworm, die Überfahrt dauert nur etwa 30-40 Minuten, im Vergleich zu den 2-3 Stunden von Husum aus.
Auch die Halligen sind von Nordstrand aus viel schneller zu erreichen: Der Hafen Nordstrand verkürzt die Überfahrt zu den Halligen Hooge oder Gröde mit einem konventionellen Schiff gegenüber der Fahrt von Husum aus um 3 bis 4 Stunden – da kann der Husumer Hafen nicht mithalten! Denn es ist ja nicht nur die Zeitersparnis (für einen durchschnittlichen Touristen ist die Fahrt mit einem kleinen Halligboot nach ein paar Stunden einfach nicht mehr interessant…), sondern auch die Treibstoffersparnis, die sich im günstigeren Fahrpreis wiederspiegelt. Von Nordstrand aus ist die schon erwähnte Hallig- und Inselreederei Sven Paulsen aktiv, die im Jahr 1950 von Kurt Paulsen mit einem kleinen Halligboot MS Adler gegründet wurde. Diese Reederei hat de facto von Nordstrand aus das Erbe der MS Stadt Husum angetreten, also die Nachfolge der traditionsreichen Husumer Motorschifffahrt.
Noch näher an den Halligen liegt der kleine Versorgungshafen Schlüttsiel, der ungefähr einer Autostunde nördlich von Husum liegt. Von hier aus fährt täglich eine Autofähre der WDR zu den Halligen Hooge, Langeneß und zur Insel Amrum. Doch auch kleinere Reedereien bieten von hier aus ein umfassendes Fahrtenangebot an: Fahrten zu den Halligen Gröde oder Oland, Fahrten zu den Seehundsbänken mit Seetierfang, Abendfahrten in die Halligwelt, Exkursionsfahrten mit Wattwanderungen zur kleinen Hallig Norderoog oder zur Sandinsel Japsand.
Schließlich sei noch die Hafenmole von Dagebüll (ca. 10 Kilometer nördlich von Schlüttsiel) erwähnt, von wo aus die großen WDR-Fähren zu den Inseln Föhr und Amrum abfahren.
Der Vorteil dieser drei Nordfriesischen Häfen liegt auch darin, dass es sich um tideunabhängige Häfen handelt. Die Fähren und Ausflugsschiffe können unabhängig von Ebbe und Flut und somit zu festen Zeiten an- und abfahren - ein Riesenvorteil gegenüber dem tideabhängigen Husumer Hafen, der bei Niedrigwasser gar nicht oder allenfalls von ganz kleinen Halligbooten mit weniger als einem Meter Tiefgang angelaufen werden könnten. „Der Husumer Hafen wäre längst von Weltverkehr, wenn er nur ein bisschen nasser wär“ – sagte schon der ehemalige Husumer Bürgermeister Emanuel Gurlitt.